Am 22 Juni begann der „Vernichtungskrieg“ (Fall Barbarossa) gegen die Sowjetunion. Hauptverantwortlich für die Kriegsgefangenen war die deutsche Wehrmacht. Jeder Dritte sowjetische Kriegsgefangene, der zwischen 1941-45 ins Deutsche Reich kam, durchlief das Stalagsystem 326 (VI K) Senne. Es fungierte weitestgehend als Rekrutierungs- und Durchgangslager für den Wehrkreis VI. Der ehemalige Wehrkreis VI entspricht größtenteils dem heutigen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Das sog. „Russenlager“ diente vor allem für die Bereitstellung von Arbeitskräften.
Das Stalag 326 war nicht nur ein relevanter Standortfaktor für die Arbeitseinsätze im Ruhrgebiet (der größte Ballungsraum und Wirtschaftsraum im Deutschen Reich), sondern auch für die übrigen Regionen. Sowjetische Kriegsgefangene wurden unter anderem massiv in produzierenden Unternehmen und Betrieben zur Herstellung von Waren aller Art eingesetzt; ebenso zur Rohstoff- und Ressourcengewinnung. Der sogenannte „Russeneinsatz“ tangierte fast alle Bereiche des (zivil)gesellschaftlichen Lebens.
Im Zusammenspiel mit den ab 1939 entstehenden Stammlagern wurde dieser Arbeitseinsatz organisiert und umgesetzt. Die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen kamen am 10.07.1941 im Stalag 326 an. Am 02.04.1945 wurde das Lager von der amerikanischen Armee befreit. Im Stalag 326 wurden in dieser Zeit zwischen 180.000 bis 200.000 Kriegsgefangene registriert. Des Weiteren wurden zwischen 1941-1945 in bestimmten Lagerbereichen unter anderem französische, polnische, serbische, italienische und belgische Kriegsgefangene untergebracht.
Von den etwa 5,3 bis 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen, die insgesamt in deutscher Gefangenschaft gerieten, überlebten zwischen 2,3 bis 3 Millionen die Gefangenschaft nicht. Obwohl die Nationalsozialisten die Genfer Konvention sowie die Haager Landkriegsordnung ratifizierten, kamen sie den daraus ableitenden international bindenden Verpflichtungen gegenüber den sowjetischen Kriegsgefangenen nicht nach. Die Situation der allermeisten sowjetischen Kriegsgefangenen war durch Mangelernährung, unzureichender medizinischer Versorgung, miserablen hygienischen Verhältnissen und massiver Ausbeutung der Arbeitskraft gekennzeichnet. Ein Großteil von ihnen verstarb an Unterernährung und schwerwiegenden Erkrankungen sowie an den Folgen der Arbeitseinsätze.
Nach der Befreiung richtete die britische Militärregierung auf diesem Gelände das Civil Internment Camp No.7 (1946-1947) ein. Die britische Militärregierung internierte etwa 8.500 Personen, beispielsweise mutmaßliche Kriegsverbrecher, Funktionsträger aus der Wirtschaft und Partei sowie Mitglieder aus den nationalsozialistischen Organisationen.
Ende 1947 wurde es dem Sozialministerium (NRW) für die Inbetriebnahme des Sozialwerks Stukenbrock (1948-1970) übergeben. Die Idee, dieses Areal für die Unterbringung für Flüchtlinge und Vertriebene zu nutzen, entwickelt sich aufgrund der Notsituation, da der Zustrom von hilfsbedürftigen Menschen nicht abriss und es gleichzeitig erhebliche Probleme bei deren Unterbringung gab. Den verantwortlichen Sozialverbänden Arbeiterwohlfahrt (AWO), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Westfälisches Blindenwerk, Caritas und Evangelisches Hilfswerk (später Evangelisches Johanneswerk) werden Teilbereiche des Geländes zugewiesen.
Seit 1970 wird das Areal von dem LAFP-Bildungszentrum Erich Klausener genutzt.
70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges
Bundespräsident Joachim Gauck besucht die Feierlichkeiten im Stalag 326 (VI K) Senne. Seine Rede und weitere Informationen finden Sie durch folgenden Link: